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Rapunzel auf der Tüllinger Höhe

08.07.2025
Rapunzel_Bea

Nicht ganz so wie im Märchen verlief die Aufführung der Theater-AG an der Schule Tüllinger Höhe. In der Hauptrolle glänzte die 16-jährige Bea-Karla als „Rapunzel“.

 

In diesem Jahr gab es endlich wieder eine Aufführung. Die Theater AG der Tüllinger Höhe hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihre Version des Märchens "Rapunzel" auf die Bühne zu bringen. Diana Schildhorn, stellvertretende Schulleiterin und Leiterin der Theater-AG am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ ESENT), ist stolz auf ihre Mädchengruppe, die am Entstehen des Stücks aktiv mitgewirkt hat. Mit der 16-jährigen Bea-Karla hatte Schildhorn zudem eine Schülerin im Team, die nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern sich sogar an der Leitung der AG beteiligt hatte. Nicht alle Schülerinnen aus der ursprünglichen Theatergruppe blieben bis zum Schluss dabei, sodass am Ende zwei Lehrer einsprangen und das Theaterprojekt zu einem schönen, generationenübergreifenden Abschluss brachten.

Gleich mehrere Male wurde Rapunzel in dieser Woche vor vollem Haus aufgeführt. "Es ist die Geschichte eines Mädchens, das gefangengehalten wird und sich selbst befreit", hebt Schildhorn den Aspekt der Selbstermächtigung hervor. Zu den Darstellerinnen gehörte auch Dilnas, die zwar gerne auf der Bühne steht, aber lieber nicht sprechen möchte. Die Lichttechnik wiederum bediente Ibrahim, der mit dem Sprechen kein Problem hat. Die Lösung: Der Lichttechniker synchronisierte die Schauspielerin aus dem Off. "So gelingt Teilhabe am Bühnenspiel für alle", erklärt die Lehrerin im Gespräch.

 

Rapunzel Probe

Die Leiterin der Theater-AG, Diana Schildhorn, bespricht bei der Generalprobe mit den Darstellerinnen letzte Einzelheiten. 

 

"So aufwendig wie diesmal haben wir in Tüllingen die letzten Jahre nicht gespielt", sagt Schildhorn. Bei den Requisiten halfen die Theaterleute von Tempus Fugit und dem Bühneli aus. Die Kostüme stammen von einem Verleih in Staufen. Nachdem es im vergangenen Jahr zwar eine Theatergruppe gab, jedoch keine Aufführung, sollte es diesmal das volle Programm sein. Darauf hatten alle lange hingearbeitet. Bei der Generalprobe am Vortag der Premiere war dies deutlich zu spüren.

Bei der Generalprobe zeigt sich: Die Krähe bekommt keine Luft

Da gibt es zum Beispiel Almira, die in langem Gewand und mit Stöckelschuhen als Waldprinzessin erzählend durch die Geschichte führt. Gleich am Anfang soll sie zügig auf die Bühne laufen – über drei Stufen hinweg. Eine Herausforderung, die ihr bei der Generalprobe spielend gelingt. "Ich kann mit diesem Ding nicht atmen", beschwert sich die Krähe unter ihrer Maske. Diana Schildhorn schlägt vor, ein Stück davon abzuschneiden. Gesagt, getan – die Darstellerin bekommt wieder Luft.

Ari

Man kann sich ja nicht einfach von jedem retten lassen: Ist Prinz Ari von Arroganz wirklich der Richtige? Bei Rapunzel kommen Zweifel auf. 

 

Schließlich meldet sich Lehrer Harald Hauf zu Wort, der für die ausgeschiedenen Mädchen eingesprungen ist. "Wie sollen wir das Tor öffnen, ohne eine unfreiwillige Slapstick-Einlage?", fragt er in die Runde. Sein Kollege Benjamin Horn ist bei der Generalprobe nicht dabei. Er spielt die schwangere Mutter von Rapunzel. Schließlich wird noch der Zauberstab gesucht - und schon kann die Probe beginnen.

Kreative Rollenverteilung

Bea-Karla spielt nicht nur Rapunzel. Zunächst tritt sie als deren Vater auf. Sie macht das gut, obwohl ihr am Tisch das Gegenüber fehlt, Rapunzels schwangere Mutter. Ibrahim übernimmt als Stimme aus dem Off auch diesen Part. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: Die Schwangere will Rapunzel, der Ehemann besorgt sie ihr – heimlich im Garten der Zauberin, die schließlich das Kind für sich reklamiert.

Es ist die Krähe, die den Diebstahl beobachtet hat und die junge Familie verrät. Fast schwerer wiegt das Gelästere, das sie ebenfalls an die Zauberin weitergibt. Als "Müllhalde" und "Komposthaufen" wurde ihr Garten von denen bezeichnet – das geht nun wirklich zu weit.

Ganz so einfach wie im Märchen ists doch nicht

Ein paar Aussetzer gibt es dann doch noch bei der Generalprobe, aber mit Schildhorn auch eine hervorragende Souffleuse. "Wenn bei der Aufführung etwas schiefgeht, werden wir einfach improvisieren", schlägt Bea-Karla – ganz Profi – vor. "Wie soll die Szene ablaufen, in der Rapunzel gefangen genommen wird?", fragt die Lehrerin. Schließlich einigt man sich auf eine Entführung, bei der Rapunzel ein Kartoffelsack über den Kopf gezogen wird – dazu ein dunkles Flackerlicht, das den unauffälligen Umbau des Bühnenbilds ermöglicht.

"Kann mich irgendwer hören?" Die Langweile der Gefangenen ist förmlich greifbar zu spüren. Irgendwann wird sie von der Waldprinzessin erhört, die kurzerhand einen Prinzen für die Rettung auftreibt. Es ist Ari von Arroganz, der ohnehin gerade eine Frau braucht, weil er König werden will. "Das ist ja wie im Märchen", wundert sich die Befreite nach erfolgter Tat.

Doch ganz so ist es dann eben doch nicht. Denn die beiden wollen einfach nicht zueinander passen. Was nun? Am Ende zeigt sich: Es braucht gar keinen Prinzen für Rapunzels Rettung. Ein Happy End gibt es trotzdem. Es wird im Stil eines Musicals präsentiert.

 

(Fotos und Text: Alexandra Günzschel / erschienen in der Badischen Zeitung vom 05.07.2025)

 

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